Authentisch? Ja bitte! Aber Vorsicht… !!

Authentizität ist ein Begriff, der sehr in Mode gekommen ist. Und wie das so oft ist, alles, was gerade „en vogue“ ist, wird in der Bedeutung bei Bedarf auch gerne bis zur Unkenntlichkeit der ursprünglichen Bedeutung verzerrt und überzogen.

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Authentizität bedeutet zunächst einmal: Echtheit, Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit, Sicherheit, Verlässlichkeit.

Ein authentischer Mensch wirkt in der Regel wahrhaftig, ungekünstelt, offen und entspannt. Er strahlt aus, dass er zu sich selbst steht, zu seinen Stärken und Schwächen. Sie ist re-flexiv, d.h. sie kommt aus uns und fällt auf uns selbst zurück, ist aber nicht verbunden mit einem Auslöser im oder einer Forderung nach außen.

Für manche Menschen geht das „authentisch sein“ jedoch deutlich weiter. Sie glauben, Authentizität verbiete jede Form von flexibler Kompromissbereitschaft (hier sind keine faulen Kompromisse gemeint) und der fast schon fundamentalistische Anspruch überall und jederzeit auf Biegen und Brechen authentisch sein zu müssen, macht das Zusammenleben schwer und fällt, vor allem Frauen, im Berufsleben gerne auf die Füße.

Sehr oft wird die Authentizität als der gute Gegenpart zum Rollenverhalten definiert und das ist schade. Denn wenn man seine berufliche Rolle ernst nimmt – nicht als Aufforderung zur Verstellung, sondern als Verpflichtung zur Professionalität, dann bietet sie die Möglichkeit der wohltuenden Abgrenzung und damit Schutz.

Deine Persönlichkeit ist viel größer, umfassender, viel weiter, tiefer und reizvoller, als der Teil, den Du auf der beruflichen Bühne überhaupt zeigst und für den Du bezahlt wirst. Und dass das so ist, ermöglicht Dir auch erst, nach Feierabend einen Bühnenwechsel vorzunehmen.

Wer diesen Wechsel der Rollen und der Bühnen nicht vollzieht, lebt das Leben eines Leibeigenen auf dem Weg zum Burn-out.Aus dieser Perspektive schließen sich „Echt sein“ und „Rolle“ nicht aus – es geht vielmehr darum, auch die Rollen des Lebens authentisch auszufüllen.

Es gibt vier Kriterien, die der Authentizität zugerechnet werden. Sie beschreiben klar, was sie in ihrem Ursprung bedeutet.

▶️Die 4 Kriterien der Authentizität

Um sich selbst authentisch zu erleben müssen nach den Sozialpsychologen Michael Kernis und Brian Goldman von der Universität von Georgia folgende Kriterien erfüllt werden:

✅Bewusstsein
Wir müssen unsere Stärken und Schwächen ebenso kennen wie unsere Gefühle und Motive, also warum wir uns so oder so verhalten. Erst durch diese Selbstreflektion sind wir in der Lage, unser Handeln bewusst zu erleben und zu beeinflussen.

✅Ehrlichkeit
Leider neigen wir Menschen dazu, uns schöner, klüger oder besser zu sehen als wir sind. (Dies zeigte auch ein amüsanter Versuch von Nicholas Epley und Erin Whitchurch mit Porträtfotos und durch Photoshop geschönten Varianten. Auf die Frage, welches der Fotos die Probanden selbst zeige, entschieden sich diese jedes Mal für das aufgehübschte Foto. Sollten sie hingegen die Porträts anderer Teilnehmer identifizieren, wählten sie ohne Probleme das unbehandelte, authentische Gesicht.)Wer authentisch sein will, muss der Realität ins Auge blicken und auch unangenehme Fakten akzeptieren.

✅Konsequenz
Wer Werte hat, sollte danach handeln. Das gilt auch für einmal gesetzte Prioritäten oder für den Fall, dass man sich dadurch Nachteile einhandelt. Und die Werte sind dann allgemin gültig und gelten nicht nur für die eigene Person. Kaum etwas wirkt verlogener und unechter als ein Opportunist.

✅Aufrichtigkeit
Wer wahrhaftig sein will, muss eine Haltung haben, Rückgrat zeigen, auch wenn es unangenehmen wird und die Größe haben, nicht nur seine Schokoladenseite zu zeigen, sondern auch seine negativen Seiten zu offenbaren.

▶ Wikipedia hat eine andere Definition für Authentizität:

„Angewendet auf Personen bedeutet Authentizität, dass das Handeln einer Person nicht durch äußere Einflüsse bestimmt wird, sondern in der Person selbst begründet liegt.“

Das klingt gut, verlangt uns im Alltag jedoch allerhand ab. Hier wird der eigenständige, aber nicht selbstbezogene Charakter klar benannt.
Es bedeutet, keine faulen Kompromisse zu schließen, sich selbst treu zu bleiben und aufrecht zu seinen Überzeugungen zu stehen und danach zu handeln.
Und was, wenn wir uns einmal irren? Schließlich sind wir alle Menschen? Was ist mit unserer Bereitschaft offen zu sein und uns weiterzuentwickeln?
Hier ist es wichtig, den Begriff für sich ganz klar zu definieren. Was genau bedeutet Authentizität für mich?

Sicher ist nichts Falsches an der ehrlichen Haut. Gar nicht, ganz im Gegenteil! Wenn sie jedoch auf Kosten anderer Menschen geht, verletzend wirkt, andere abwertet. dann stimmt etwas nicht.
Wenn „authentisch sein“ die Bereitschaft offen, tolerant und lernbereit zu bleiben, untergräbt, oder gar als eine reichlich durchsichtige Masche, eigene Egoismen rücksichtslos durchzusetzen, missbraucht wird, dann ist das nicht authentisch, sondern egozentrisch.
Wenn das Authentische zum „einzig wahren Wert“ erklärt wird und somit alle Qualitäten verkörpert, die ein “Vorbild” heute braucht, dann ist sie wie
➡️ ein Eisberg: imposant an der Oberfläche und mit erheblichem Gefahrenpotenzial darunter.

❌ Authentizität “um jeden Preis” adelt den Büro-Nerd genauso wie den Schleimer und den Despoten.
❌ Sie verklärt den berechnenden Egoisten zum mutigen Haudegen
❌ und den ewig nörgelnden Grantler, wie auch den Besserwisser, zum edlen queren Anders-Denker. Frei nach dem Motto: Ich bin halt so!

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