Wer kennt ihn nicht, diesen scheuen Blick der jungen Lady Diana. Vollkommen überfordert von der plötzlichen Medienpräsenz und den Blitzlichtgewittern, wo immer sie auftauchte,  zeigte sie eine Schutzhaltung, die bis heute mit ihr in Verbindung gebracht wird. Warum wohl?

Der gesenkte, seitlich geneigte Kopf und der schüchterne Blick von unten nach oben sind auch bei sehr scheuen, kleinen Mädchen häufig zu beobachten.
Dass ich ihn jedoch im Flur eines mittelständischen Unternehmens wiedertreffen würde, hatte ich nicht erwartet.
Ich hatte dort einen Termin und war ein wenig zu früh dran.  Ich saß im offenen Wartebereich am Ende eines großzügigen Flurs. Nicht weit entfernt stand ein Kopierer.

Plötzlich ging eine Bürotür auf, eine junge Frau ging zielstrebig auf den Kopierer zu, in der Hand einen Stoß  Papiere. Sie drückte einige Knöpfe, aber nichts passierte. Ich hörte sie leise fluchen, als sie eine andere Türe öffnete und ein Mann die Szene betrat. Schlagartig änderte sich etwas: Die bis dahin selbstsicher wirkende Sekretärin wandelte sich  binnen Sekunden zu einem hilflosen Mädchen.

Mit leichte schräg gehaltenen Kopf und einem scheuen Lächeln schaute sie den Kollegen an und hauchte: „ Oh, gut, dass Du gerade kommst, der Kopierer ist wieder kaputt!“
Worauf der junge Mann schlicht antwortete: „ Ach – schon wieder? Gut, dass ich grad nichts kopieren muss,“ und ging weiter.

Ich konnte den beinah ungläubigen  Blick der jungen Frau sehen, als sie ihm hinterher sah.
Genau in dem Moment öffnete sich die nächste Tür und ein weiterer Kollege kam in den Flur. Ich überlegte noch, ob sie die Strategie nun wiederholt. Aber nein – sie änderte die Taktik:
Nun begann sie, auf dem Tastenfeld wild herumzuhämmern, blickte dann mit perfekten Lady Di Blick auf und sagte: „Ich bin einfach zu blöde! Ich bekomme den Kopierer doch nie zum Laufen. Naja – Frauen und Technik!  Könnten Sie vielleicht mal….?“  Noch eh der Satz beendet war, hatte der Ritter seine Rüstung ausgepackt und trat nun an die Seite des armen „Hascherls“ und heldenhaft auf zwei Tasten zu drücken. Sein Kommentar jedoch war alles andere als ritterlich: „Na – bleiben Sie mal cool, Frau YZ, nicht immer gleich durchdrehen, einfach die beiden Tasten zeitgleich – ist wirklich nicht zu schwer, oder?“

In seiner Stimme schwang eine Häme mit, die kaum zu ertragen war, aber noch schwerer war es, das schrille Kichern auszuhalten, das daraufhin von der Sekretärin zu hören war.

Leider konnte ich den weiteren Verlauf nicht mehr verfolgen, mein Termin begann.

Auf der Heimfahrt ging mir die Geschichte wieder durch den Kopf. Was machte diese junge Frau mit sich? Was mit Ihrer Außenwirkung?  Wenn sie ihre Strategien nicht ändert, wird es schwer mit Respekt und Anerkennung in ihrem Job.

Es gibt einiges zu dieser Geschichte zu sagen! Nein, der 1. Kollege war nicht unhöflich. Er hörte nur die Bitte nicht. Er reagierte auf eine Aussage.  Und nein, der 2. Kollege nahm sie nicht ernst. Das wäre auch viel verlangt gewesen, denn das Verhalten wirkte weder überzeugend noch erwachsen.

Was solche oder ähnliche Strategien mit den sich so verhaltenen Frauen selbst anrichten und  warum es so vielen Frauen schwerfällt, überhaupt um Hilfe zu bitten, werde ich im femiKIDO-Training aufgreifen. Das ist ein größeres Thema!

Hier  4 wichtige Tipps, richtig um Hilfe zu bitten, die leicht umzusetzen sind:

  • Nimm dabei eine kongruente Körperhaltung ein. Zeige Dich – es ist nichts dabei, jemandem um Hilfe zu bitten! Es ist zumindest so lange ok, wie Du es ok sein lässt.
  • Vermeide jede Selbstbezichtigung, jede Entschuldigung oder andere Erklärung und, vor allem, ewig lange Bandwurmsätze!
  • Achte auf eine ruhige, deutliche Stimme in angemessener Lautstärke.
  • Äußere freundlich, klar und präzise Deine Bitte.

„Herr XY, würden Sie mit bitte einmal helfen. Der Kopierer startet nicht!“

Fertig! Naja, nicht ganz – am Ende noch ein freundliches Danke – und alles ist prima! So sieht souveränes Bitten um Hilfe aus.

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