Josie ist eine alleinerziehende Mutter von 3 Kindern zwischen 9 und 16 Jahren. Sie arbeitet Vollzeit in einem kleinen Verlag und hat ein Team von 8 MitarbeiterInnen unter sich.

Als Josie mich konsultiert, ist sie mit ihrem Latein am Ende. „Ich habe das Gefühl, egal was ich sage, ich könnte es auch der Standuhr im Wohnzimmer erzählen. Wenn ich nach einem prallen Arbeitstag nach Hause komme, sieht es bei uns aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. In dem ganzen Chaos liegen meine Kinder auf den verschiedenen Sitzmöbeln im Wohnzimmer und gucken in die Glotze. Dabei haben sie jetzt doch gerade alle Zeit der Welt (Homeschooling), sich auch zuhause ein bisschen nützlich zu machen.“

Josie klingt müde und sehr gereizt. Ich bitte sie, mir zu erzählen, was sie dann sagt – und vor allem wie. Sofort legt Josie los: „Also wisst Ihr, hier sieht es ja wieder aus wie im Saustall. Könnt Ihr mir mal sagen, was Ihr den ganzen Tag gemacht habt? Da reiß ich mir jeden Tag die Beine aus, um Euch ein gutes Leben zu ermöglichen und was macht Ihr? Liegt hier immer nur faul rum. Ist es denn schon zu viel verlangt, wenn Ihr Euren Krempel hier mal wegräumt? Und die Kartoffeln sind wieder nicht geschält! Ich hab langsam die Faxen dick, ich bin nicht Euer Dienstmädchen. Wie weit seid Ihr mit den Hausaufgaben, jetzt bewegt gefälligst ….. !”

Ich stoppe die Tirade. Mir ist klar, hier liegt eine Kommunikationsallergie vor. Josie hat einen Ton angeschlagen, der unmittelbar zu einer Abwehrreaktion führt. Ich frage nach, ob das nur bei ihren Kindern so ist. „Nein“, sagt Josie, „ in meinem Team ist das auch oft so. Ich hab das Gefühl, ich mach die Arbeit und die machen sich einen faulen Lenz. Aber auch da komm ich nicht weiter – es gibt eben überall Standuhren, mit denen man reden kann.“

Josie sitzt bis zum Hals in der Opferrolle. Sie fühlt sich ausgenutzt und nicht gewürdigt. Auch ist sie müde und ausgelaugt. Dass sie nicht alleine unter Stress steht, dass die Kinder genervt sind, ihr Team unter Anspannung leidet, ist ihr zwar “vom Kopf her” klar, aber es dringt nicht mehr durch.
Sie kennt die Regeln der Kommunikation, aber in diesen Stressmomenten fällt sie wieder in alte Muster. In ihrer Verzweiflung greift sie zu einem häufig genutzten Mittel – sie bemüht den „Ankläger“. Der Ankläger spricht in einem aggressiven Tonfall und dahinter verbirgt sich der Glaube, so Wünsche und Forderungen einfach durchzubekommen. „Das wollen wir doch jetzt einmal sehen!“, flüstert er und dann geht es los. In einer inneren Oppositionshaltung wird die Stimme hart und häufig sehr schnell. Sie ähnelt mehr einem Maschinengewehr. Die Gesten untermalen das Ganze durch abgehakte Bewegungen und die Wortwahl besteht aus vielen Befehlswörtern wie „muss“, „soll“, „gefälligst“ und Verallgemeinerungen „immer“, „wieder“, „alle“, keiner“, usw.

▶️Egal, wie berechtigt die Forderung oder der Wunsch auch sein mag, auf diese Form der Sprache reagieren die meisten Menschen allergisch. Aus der nun folgenden Trotzreaktion mobilisiert sich eine Lust auf Widerstand. Und wenn sich die Anklägerhaltung häufig wiederholt, dann gehen die Ohren vollautomatisch auf Durchzug und frau spricht tatsächlich besser mit der Standuhr im Wohnzimmer.

▶️Viel sinnvoller ist es, tief durchzuatmen, körpersprachlich Stabilität zu signalisieren und klare Anweisungen zu geben. „Chris, Du bringt den Müll runter, >> PAUSE << Hannes, Du schälst die Kartoffeln >> PAUSE << und Anni, Du räumst die Schulsachen weg.“ Und das mit fester, aber nicht aggressiver Stimme, langsam und mit ausgedehnten Pausen. Damit ist die Aufmerksamkeit gesichert. Das Selbstmitleid (was ich alles für Euch tue), die Verallgemeinerungen und die Befehlswörter fallen weg. Die Ansage bezieht sich auf das Wesentliche.

▶️Josie brauchte ein wenig, um dieses Verhalten zu automatisieren. Am Anfang fiel sie schnell wieder in die alten Muster. Darum haben wir das kommunikative mit einem Anti-Stress-Training verbunden. Durch Übungen zur Selbstregulation und Entspannung aus dem MBSR klappt es inzwischen auch in ihrem Team und siehe da – sie braucht die Ansagen immer seltener, nach einer Weile haben sich manche Forderungen auf magische Weise selbst erledigt!

Der Ankläger ist nicht der Einzige, der zu Kommunikationsallergien führt. Aber dazu ein andermal mehr!

 

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